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ARCHIV DER AWO LE - 2002

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Betreuungsgruppe für Alzheimer Kranke und Menschen mit anderen demenziellen Erkrankungen in Filderstadt

Vorbemerkung:

Die folgenden Ausführungen bauen auf den Erfahrungen bei der Schaffung und Durchführung von Betreuungsgruppen der Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg e. V. auf. Sie wurden auf die Situation in Filderstadt zugeschnitten.

Ziele einer Betreuungsgruppe:

Eine Betreuungsgruppe verfolgt zwei Ziele: Zum einen sollen die Angehörigen in der Pflege entlastet werden. Zum anderen sollen sich die Kranken in der Gruppe wohlfühlen, sie bekommen Kontakte und erleben eine Atmosphäre frei von Leistungsanforderungen.

Eine Betreuungsgruppe erreicht diese Ziele verglichen mit anderen Angeboten sehr einfach. Das Angebot ist niederschwellig. Es ist kostengünstig und wohnortnah. Außerdem müssen die Angehörigen nur einen kleinen Teil ihrer Pflege abgeben und erhalten doch Entlastung.

Bedarf:

Legt man die Zahlen der Alzheimer Gesellschaft zugrunde, so dürften in Filderstadt zwischen 350 und 450 Demenzkranke leben, von denen ca. 70% (245 bis 315 Kranke) zuhause gepflegt werden. Daraus ergibt sich, dass eine Betreuungsgruppe ausreichend Möglichkeiten hat, nach der Anlaufphase eine Gruppenstärke von ca. 8 Personen zu erreichen.

Konzept:

Wie bereits angesprochen, wollen die Gruppen eine wohnortnahe Versorgung erreichen. Das Angebot in Filderstadt verwirklicht dies. Die Zahl der Teilnehmer sollte 10 Personen nicht übersteigen, eine ideale Größe sind 6 bis 8 Personen. Die Gruppe richtet sich an den jeweiligen Demenzkranken aus, deren Bedürfnisse gestalten die Gruppe.

Ein wesentliches Element der Arbeit einer Betreuungsgruppe ist das ehrenamtliche Engagement der Helferinnen und Helfer. Oftmals engagieren sich ehemals betroffene Angehörige. Ihre Mitarbeit ist besonders wichtig, da sie ihre Erfahrungen einbringen können. Um eine gute Betreuung zu gewährleisten, sollte der Betreuungsschlüssel zwischen 1:1 und 1:2 liegen.

Ohne ständige Mitarbeit einer Fachkraft, die die Betreuungstage organisatorisch und inhaltlich wesentlich mitgestaltet, wären die Ehrenamtlichen rasch überfordert. Die ständige Mitarbeit einer Fachkraft sichert die Kontinuität.

Kurze inhaltliche Beschreibung:

Ein Betreuungsnachmittag erstreckt sich am besten über drei Stunden von 14 Uhr bis 17 Uhr. Die Gruppe sollte sich ein bis zwei Mal pro Woche treffen, gegebenenfalls kann sie in größeren Abständen auch einen ganzen Tag stattfinden.

Der Ablauf eines Betreuungsnachmittags sieht in, der Regel einen stets einzuhaltenden groben Rahmen vor. Zu den festen Bestandteilen gehören die ausführliche und herzliche Begrüßung, das gemeinsame Kaffee trinken, Bewegungsspiele, Gymnastik, Spaziergänge und gemeinsames Singen. Wichtig dabei ist, dass sich die Demenzkranken in einer Atmosphäre frei von Leistungsdruck wohlfühlen können. Der genaue Ablauf ist zusammen mit den ehrenamtlich Engagierten in Filderstadt zu entwickeln und auf die Teilnehmer genau abzustimmen.

Räume:

Um alle Aktivitäten verwirklichen zu können, ist zumindest ein Raum nötig, in dem sich ca. 15 Menschen ohne Engegefühl aufhalten können. Unbedingt nötig ist außerdem eine Küche. Nützlich ist ein zweiter Raum, in dem sich einzelne Gruppenmitglieder zurückziehen können, um sich auszuruhen. Um alle Materialien unterzubringen, ist auch Platz für einen großen Schrank nötig.

Grundsätzlich sollten die Räume rollstuhlgerecht und leicht erreichbar sein. Auch sollten die Räume nicht negativ besetzt sein, d.h. sie müssen einen offenen Charakter ausstrahlen, damit es den Angehörigen möglichst leicht fällt, "ihren" Kranken in die Gruppe zu bringen. 

Gewinnung, Schulung und Begleitung von Mitarbeitern:

Die Gewinnung der Ehrenamtlichen ist besonders am Anfang schwierig. Es ist wichtig, dass möglichst viele ortsansässige Organisationen sowohl für die Mitarbeit als auch für die Teilnahme an der Gruppe werben. In Filderstadt ist die gute Zusammenarbeit der Arbeitsgemeinschaft eine wichtige Hilfe.

Die gesamte Arbeit steht und fällt mit der Arbeit der Ehrenamtlichen. Damit diese gute Arbeit leisten können, ist eine intensive Anleitung und Schulung nötig. Dies ist besonders in der Aufbauphase zu beachten. Die hauptamtliche Kraft muss Wissen vermitteln und als Ansprechpartner für die Ehrenamtlichen ständig ein offenes Ohr für sie haben. 

Startphase:

In der Startphase ist Öffentlichkeitsarbeit besonders wichtig. Neben direkten Kontakten zu Demenzkranken und deren Angehörigen durch alle Organisationen am Ort bringt eine große
Auftaktveranstaltung, bei der die Angehörigen angesprochen werden, oftmals eine große Wirkung. In Filderstadt sollte eine solche Veranstaltung kurz vor Beginn der Betreuungsgruppe stattfinden. Weitere Veranstaltungen können in größeren Abständen wiederholt werden, so dass die Öffentlichkeit immer wieder mit der Thematik in Berührung kommt.

Meist besitzen die Gruppen in der Startphase nur wenige Teilnehmer. Mit der Arbeit begonnen werden sollte auf jeden Fall auch schon dann, wenn sich nur zwei Kranke gemeldet haben.

Angehörigengruppe:

Parallel zur Betreuungsgruppe könnte eine Angehörigengruppe speziell für Demenzkranke aufgebaut werden. Diese arbeitet wie eine Selbsthilfegruppe. Treffen könnten in größeren Abständen (z.B. monatlich) während der Betreuungsgruppe stattfinden, so haben die Angehörigen auch wirklich die Möglichkeit haben teilzunehmen, während die Betreuten in der Betreuungsgruppe sind.

Finanzierung:

Kosten für die hauptamtliche Kraft pro Treffen: 240,00 DM
Kosten pro Ehrenamtlichem pro Treffen: 10,00 DM
Einnahmen pro Teilnehmer pro Treffen: 20,00 DM

Geht man von einem Betreuungsschlüssel von 1:1 aus, so ergeben sich saldiert Einnahmen
von 10 DM pro Teilnehmer und Treffen.

Als Sachkosten (Bastei- und Gymnastikmaterial) werden für die Anfangsphase ca. 2.000 DM angesetzt.

Daraus ergeben sich Gesamtkosten ohne Zuschüsse bei jährlich 50 Treffen mit durchschnittlich drei Teilnehmern von 12.500 DM.

Das Land Baden-Württemberg bezuschusst Betreuungsgruppen mit 50 % der Personalkosten sowie Sachkosten mit 10 % der förderfähigen Personalkosten.

Daraus ergibt sich folgende Förderung bei oben genannten Voraussetzungen:

Personalkostenförderung: 6.750 DM
Sachkostenförderung: 1.350 DM
Gesamtzuschüsse: 8.100 DM

Daraus ergibt sich ein noch offener Betrag von 4.400 DM jährlich. Dieser muss über
Fördergelder und Spenden finanziert werden.

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Letzte Aktualisierung am 18.03.06
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